Beschäftigen wir uns mit Vergebungsarbeit, kommen wir oft an folgenden Sätzen vorbei: Aber wie kannst du das gutheißen. Wie kannst du so schwach sein und nachgeben. Wie kannst du dir das gefallen lassen. Wo sind deine Grenzen, wenn du vergibst? Oder aber auch: Vergebung liegt in deiner Signatur, du musst einfach nur loslassen. Vergebungsarbeit setzt echte Stärke voraus. Nur die wahre Liebe kann vergeben.
Vergebungsarbeit ist dabei das wichtigste Schlüsselelement für meine Heartwall Klient:innen. Aber auch durch unsere Einzelcoachings zieht sich dieses Thema wie ein unsichtbarer Faden durch, denn: Hinter jedem unterdrückten Anteil, oder jeder überproportionaler ausgedrückter oder unterdrückter Emotion steckt ein Schmerz. Eine Wunde, die in einer Situation entstanden ist und die wir entweder mit anderen Menschen oder unserem eigenen Tun in Verbindung bringen.
Somit kann man also schon mal sagen: Vergebungsarbeit täte uns allen gut, denn solche Momente kennen wir, oder? Für den Shortcut, hier entlang:
Aber was haben all die Aussagen aus dem Intro gemeinsam? Sie arbeiten auf Verstandsebene. Wir haben sie uns antrainiert, sie wurden uns anerzogen, wir machen sie zu unseren eigenen.
Und ich sag dir gleich eines vorne weg: Vergebungsarbeit arbeitet nicht auf deinem Verstandslevel.
Es geht nicht darum, dass wir etwas als weniger schlimm refraimen oder sogar schönreden und gutheißen zu versuchen. Es geht nicht darum, andere einfach so mit etwas davon kommen zu lassen. Es geht aber auch nicht darum, dass wir darauf warten, dass sich der/die entschuldigt und wir an der Bestrafung festhalten. Es geht nicht darum, dass wir auf jemanden warten, der die Vergebungsarbeit für uns übernimmt.
Schauen wir uns zu Beginn deine Verstandsebene aber noch genauer an. Hier nimmt man für gewöhnlich zwei Ausfahrten:
1: Ich habe bereits zu 100% vergeben
Du hast das Gefühl, du hast schon so viel Heilungsarbeit geleistet, all deine Power in die Vergebung gesteckt und eigentlich damit abgeschlossen. Eigentlich. Und doch erwähnst du die Situation immer wieder, oder die Tatsache wie sehr du schon vergeben hast. Oder du ziehst ähnliche Muster weiterhin durch dein Leben. Oder Flashbacks aus diesen Momenten laufen immer wieder vor deinem inneren Auge ab. Frieden im System? Irgendwie nicht.
Und an dieser Stelle frage ich dich: Und wie sieht es mit dir aus? Konntest du auch dir dafür vergeben, was dir angetan wurde? Dass du nicht "stark" genug warst, für dich einzustehen? Dass du nicht "mutig" genug warst, etwas zu verändern? Dass du dich zerbrechen hast lassen?
Vergebungsarbeit ist keine Einbahnstraße. Wir dürfen alle Teilnehmer:innen an einer Situation mit einbeziehen, wenn wir an unserer persönlichen Heilungsgeschichte arbeiten. Auch uns selbst.
2: Das kann auf keinen Fall vergeben
Die Situation war schlimm. Unerdenklich grauenvoll. Die Abgründe der Menschheit haben sich aufgetan. Dann entstehen Aussagen wie: Aber was der/die mir angetan hat, kann man nicht vergeben. Verständlich, oder?
Wir halten also in logischer Konsequenz die Energie der Nicht-Vergebung permanent, wie ein Damoklesschwert über uns. Ein Mahnmal des Scheiterns, das uns eigentlich dabei helfen soll, das Versagerselbst nicht fühlen zu müssen. Paradox, oder?
Und verbinde dich bitte an dieser Stelle auf einer anderen Ebene mit mir, wenn du folgende Frage liest: Kann es sein, dass es da Teile in dir gibt, die sich gar nicht verändern wollen? Die an altem festhalten wollen, daraus Energie ziehen. Denn wer wärst du ohne deine Vergangenheit? Ohne diese Geschichte? Hältst du diese Energie als unbewusste Bestrafung aufrecht – dir gegenüber oder deinem Gegenüber?
Denn ich frage dich weiterhin: Die Entschuldigung, die du erwartest – was erhoffst du dir dadurch? Weißt du, dass es ein unerreichbares Ziel ist, das dich in deinem Paradigma festhält? Auch, wenn es noch so schmerzvoll ist? Kannst du wirklich felsenfest behaupten, dass eine Entschuldigung alles ungeschehen macht, dir den Schmerz nimmt und deine Welt wieder heil ist? Zu welchem Menschen wirst du, wenn du diese Entschuldigung erhältst?
Du denkst jetzt, okay Mist – beide Richtungen fühlen sich nicht nach innerem Frieden an. Was jetzt?
Wir wollen die goldene Mitte: Wir wollen so weit vergeben, dass es die unbewusste oder bewusste Beschuldigung im Alltag keine Energie mehr raubt. Dass die unterdrückten Emotionen fließen dürfen, Heilungsräume entstehen können und wir so ein neues Paradigma für uns kreieren können.
Wir wollen aber auch nicht unsere Menschlichkeit verlieren: Denn bewegen wir uns nur auf der Licht-und-Liebe-Seite, neigen wir dazu unsere Verwundbarkeit abzulegen und Schattenanteile zu erschaffen. Wir stellen uns unbewusst über andere, lassen sie nicht mehr an uns heran. Manche Menschen können und wollen aktuell noch nicht vergeben und auch das ist ihr gutes Recht. Ihr Weg.
Okay, verstanden, aber wie geht es mit unserem Verstand weiter? Vergebung ist keine Kopfsache – es ist eine Herzensangelegenheit. Und das, was wirklich niemand hören will, habe ich mir jetzt bis zum Schluss aufgehoben: Vergebung kann man nicht verstehen. Es gibt keinen Fahrplan für Vergebung, da der Schmerz, der in der initialen Ursache verankert ist und die daraus resultierenden Verhaltensmuster, so verzweigt sein können, wie die Wurzeln eines uralten Baums.
Vergebung kann aber auch innerhalb von wenigen Minuten passieren – ich hab es mit eigenen Augen gesehen, mit meinem ganzen System gespürt – bei meinen/unseren Klient:innen.
Es liegt daran, ob wir die Entscheidung treffen, uns wirklich verändern zu wollen. Mit all unseren Anteilen in die gleiche Richtung ziehen. Wenn wir holistisch an die Sache herangehen. Wenn wir bewusst, aber elegant beschuldigen. Wenn wir unserem Herzen aus dem Weg gehen. Dann ist Vergebung mit das heilsamste, was du für dich tun kannst.
Du möchtest endlich auch jemanden vergeben. Dir vergeben. Frieden in alten Schmerz bringen? Dann schau dir sehr gerne mein Heartwall Programm an: Hier begleite ich dich dabei, die Wände um dein Herz zum einstürzen zu bringen, alten Schmerz heilen zu lassen und aus tiefstem Herzen heraus, zu vergeben. Die Warteliste ist geöffnet:
Von Herz zu Herz,
Julia
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