Businesspartnerinnen und Freundinnen sein
Da wir vor kurzen unser 6-jähriges Firmenjubiläum gefeiert haben, gabs auch einiges an Reflexion und ganz vielleicht auch klein bisschen Nostalgie. Dabei ist uns klar geworden, dass wir es geschafft haben seit echt langer Zeit ein Business zusammen zu führen, ohne dass wir unsere Freundschaft dabei verloren haben.
Und weil wir in dieser Zeit auch einige Teams kommen und gehen sehen haben, möchte ich heute ein paar unserer Tipps und Strategien mit dir teilen, wie wir es erfolgreich gemeistert haben, diese beiden Welten für uns zu vereinen.
Ich mag hier gar nicht weiter um den heißen Brei reden – lass uns direkt reinspringen:
1. eine kluge Aufgabenverteilung
Ich sage hier bewusst klug, weil das nicht zwangsläufig gleichzusetzen ist mit fair. Zumindest wenn fair für dich heißt, dass die Arbeit exakt 50/50 aufgeteilt werden muss.
Wir haben beide unterschiedliche Stärken und Schwächen. Und vor allem auch Aufgaben und Themen, die einer deutlich mehr Spaß machen, als der anderen. Dadurch ergibt sich manchmal eine Verteilung, die eben nicht 50/50 ist, dafür aber für jede von uns am effektivsten funktioniert.
Außerdem legt Julia meistens ein Arbeitstempo an den Tag, dem wahrscheinlich nicht mal Flash standhalten könnte. Insofern macht es für uns keinen Sinn, die Verteilung der ToDos anhand der Dauer festzulegen. Wir versuchen es lieber so aufzuteilen, dass jeder seine Stärken ausspielen kann. Und die liegen bei Julia nun mal darin, loszulegen und ein erstes Grobkonzept aufzubauen. Mir hingegen fällt es leichter, dieses Konzept dann weiter auszuarbeiten, zu ergänzen oder wenn nötig auch mal zu kürzen. Ok, das kommt eher selten vor 😄
Und durch diese, für uns, kluge Verteilung schaffen wir es, das beste Ergebnis für unsere Firma zu erzeugen und zudem für unseren eigenen Workflow. Ich glaube das nennt man dann Win-Win-Situation.
2. Grenzen auch innerhalb von einem kleinen Team klar ziehen
Das war der Punkt, den wir am längsten nicht bewusst in unsere Zusammenarbeit integriert haben. Ist ja nicht so, als würde man das irgendwo lernen, oder als wäre es in einem klassischen Arbeitsverhältnis erwünscht. Aber seit wir uns beide immer wieder intensiv damit auseinander setzen, klappt es auch von Tag zu Tag besser.
Am Anfang hieß das aber, dass wir unsere jahrelang einstudierte, aber völlig ineffiziente Zusammenarbeit komplett neu ordnen mussten. Das war definitiv nicht einfach, aber nach einer etwas ruckligen Übergangsphase läuft es jetzt dafür umso geschmierter.
Die eigenen Grenzen zu kennen ist unersetzlich. Aber innerhalb eines Teams ist es auch unabdingbar, die Grenzen der anderen Person zu kennen und vor allem zu achten. Auch wenn das bedeutet, dass man in der Zusammenarbeit Kompromisse eingehen muss. Solange jede von uns dadurch in ihrer besten Energie arbeiten kann, ist das jeden Kompromiss wert.
Was man dadurch direkt mit beendet: unnötig viel Energie zu verschwenden, weil sich irgendetwas nicht stimmig anfühlt. Wir konnten das anfangs gar nicht wirklich greifen und es war auch keiner von uns beiden richtig bewusst. Seit wir jedoch einen Workflow geschaffen haben, in dem jede ihre Grenzen wahren kann sind wir deutlich produktiver.
3. gemeinsame Urlaube
Das war und ist für uns immer noch unser Magic-Tool Number 1! Meistens nehmen wir uns zweimal im Jahr eine gemeinsame Woche und verbringen diese in einer Stadt unserer Wahl. (Bevorzugt fängt sie mit P an – Grüße gehen raus an Porto, Palermo und Prag!)
Hier gelingt es uns richtig gut, einfach mal nur wieder Freundinnen zu sein. Lauter Aktivitäten zu unternehmen, die wir lieben und die einfach mal nichts mit unserer Arbeit zu tun haben.
Gegen Ende der Woche, fließen dann aber immer unzählige neue Ideen. Da kickt unsere Kreativität so richtig. Hier verbieten wir uns dann aber auch nicht, neue Angebote zu kreieren, oder komplett neue Business Ideen aufzumachen.
Dieser Perspektivenwechsel hilft uns ganz oft dabei, Probleme nur durch eine kurze Unterhaltung zu lösen, an der wir uns die letzten Woche schon die Zähne ausgebissen haben. Eine neue Umgebung, neue Menschen und Eindrücke ermöglichen uns dann auch eine neue Denkweise zuzulassen. Unsere besten Ideen sind meistens in einer dieser Wochen entstanden.
Ein anderer Vorteil der durch diese gemeinsamen Auszeiten kommt: Wir schaffen gemeinsam neue Erinnerungen. Das schweißt uns zusammen und erinnert uns immer wieder daran, dass wir eben nicht nur Geschäftspartnerinnen sind, sondern in erster Linie Freundinnen.
4. Freundinnen-Dates
Das bringt mich gleich zu meinem nächsten Punkt. Mir ist natürlich bewusst, dass wir nicht alles auf diese beiden gemeinsamen Wochen Urlaub im Jahr setzen können. Die letzten beiden Jahre haben uns alle einiges gelehrt, allem voran, dass wir uns einen Alltag und eine Routine schaffen sollten, die uns langfristig glücklich macht. Ohne immer auf den einen großen Urlaub zu warten.
Deswegen haben wir uns von Anfang an angewöhnt, auch innerhalb unseres Alltags immer mal wieder ein Freundinnen Date zu machen. Das muss für uns gar nichts Aufwändiges sein. Mit einer Tasse Kaffee auf der Couch und einfach mal nur über Privates schnacken, oder gemeinsam einen Film schauen reicht uns hier schon völlig. Aber es macht für uns einen enormen Unterschied und wir merken es deutlich, wenn wir es mal wieder eine längere Zeit schleifen lassen.
Du siehst bei Punkt 3 und 4 geht es mir hauptsächlich darum, dass wir in all der Arbeit und den ToDo Listen nicht vergessen, dass wir eben auch noch eine Freundschaft haben.
Und wenn wir diesen Teil unserer gemeinsamen Reise genug Raum geben, dann agieren wir auch im Business viel smoother und es kommt viel seltener zu Reibungen.
5. Feedback Runden
Damit meine ich nicht diese klassischen Mitarbeiter:innen Gespräche aus Konzernen in denen die eigene Leistung bewertet wird. Wir handhaben das etwas lockerer – wir geben der anderen keinen ausgefüllten Bogen mit konkreten Punkten drauf 🙂
Bei uns passiert das einfach in regelmäßigen Gesprächen automatisch. Wir treffen uns meistens ein bis zweimal pro Woche live und während dieser Treffen klären wir einige Sachen ohne uns das konkret vorzunehmen. Es ergibt sich einfach oft aus der Situation heraus.
Was ich damit meine: Da wir immer sehr offen und ehrlich mit einander sprechen, fällt es uns hier auf, wenn wir Aufgaben unnötig verkomplizieren. Uns selbst mal wieder ein System gebaut haben, dass uns von den eigentlich wichtigen Aufgaben abhält, anstatt uns einen Vorteil zu verschaffen.
Auch immer gerne gesehen: sich ToDos aufladen die wirklich Priorität -100 haben. Nur um sich vor einer Sache zu drücken, bei der wir unterbewusst schon wissen, dass es uns ganz schön aus unserer Komfortzone lockt, aber uns auch einen gehörigen Schritt weiter bringt.
Wenn wir das bemerken, dass ist es nie ein Vorwurf, sondern wir realisieren es und machen uns direkt in diesem Gespräch noch daran, eine neue Struktur zu finden. Oder wir streichen Überflüssiges einfach komplett.
Hier direkt zu Reagieren und in die neue Umsetzung zu kommen, ist meiner Meinung nach eine unserer größten Stärken.
6. gegenseitige Wertschätzung
Für mich und hier kann ich guten Gewissens auch für Julia sprechen: für uns eine absolute Selbstverständlichkeiten. Aber nur weil es selbstverständlich ist, heißt es nicht dass es weniger wichtig ist. Ohne diese Basis kann keine langfristige Zusammenarbeit funktionieren.
Wir sind, gerade im Business, nicht sonderlich schnulzig veranlagt. Aber es ist uns sehr wohl wichtig, der anderen zu kommunizieren, wenn sie etwas richtig gut gemacht hat. Oder auch wenn mal was gar nicht geklappt hat und wir eben einen anderen Weg finden müssen.
Egal ob positiv oder negativ – wir sprechen drüber und schenken der anderen so nicht nur Wertschätzung, sondern erkennen auch die Leistung an. Unabhängig vom Ergebnis. Denn obwohl wir beide in der Oberpfalz geboren sind, sind wir keine Unterstützer der oft gelebten Weisheit "nicht geschimpft ist gelobt genug".
Ich finde wir sollten alle viel mehr Loben und unseren (Geschäfts-)Partnern viel öfter sagen, wenn etwas gut geklappt hat und wir stolz auf sie sind.
(Ok, vielleicht doch ein bisschen schnulzig.)
7. Rückzugsmöglichkeiten schaffen
Wenn man zusammen arbeitet verbringt man ja von Haus auf schon unglaublich viel Zeit miteinander. Meistens ist neben dem oder der eigenen Partner:in die beste Freundin der Mensch der direkt an zweiter Stelle steht. In unserem Fall also die doppelte Zeit:)
Das hat es für uns am Anfang viel leichter gemacht zusammen zu arbeiten, da wir uns eine immer ähnlichere Art zu denken angewöhnt haben. Eine grundsätzliche Ähnlichkeit war schon immer da, aber wenn man wirklich so viel Zeit miteinander verbringt wie wir, dann ist es glaube ich total normal, dass es nach und nach immer mehr wie zu einem wird (Davon kommt übrigens unser selbst kreierter Ausdruck Kopfzwillinge🙂 )
Aber irgendwann kommt dann mal der Punkt, an dem aus einer verschmolzenen Person wieder zwei werden müssen. Nicht weil sie die Wege trennen, sondern weil es ansonsten vielleicht ein kleines bisschen ungesund werden kann. Aber nur vielleicht.
Für uns hat sich das am deutlichsten in unseren Hobbies gezeigt. Nach und nach ist jede wieder ihren Interessen nachgegangen, die für die andere nicht ganz so spannend sind. Und dadurch sind wir uns eigentlich am Ende doch wieder näher gekommen, nur eben auf eine andere Art. Wir haben uns wieder viel mehr zu erzählen, als nur die Arbeit. Wir lernen voneinander und freuen uns an dem Spaß den die andere hat. Und manchmal wirds dann auch zu einem neuen gemeinsamen Hobby – wie das eben in einer Freundschaft auch der Fall ist, in der nicht noch ein Business mit involviert ist.
8. individuelle Entwicklung ermöglichen
Den 7. Punkt haben wir irgendwann nicht mehr nur auf unsere privaten Aktivitäten begrenzt, sondern auch auf das Business übertragen. Seit neuestem machen wir Kurse oder Weiterbildungen auch mal getrennt voneinander. Dadurch haben wir gleich zwei Vorteile eingekauft:
wir können ein noch viel cooleres Angebot für dich kreieren, weil wir mehrere Bereiche miteinander kombinieren, die sonst vielleicht nicht verbunden werden
wir lernen voneinander total viel Neues, ohne dass man in jedem Bereich direkt eine Expertin werden muss
So kann sich jede von uns auf einen Teilbereich spezialisieren und in unseren gemeinsamen Angeboten vereinen wir all diese Aspekte zu einem Gesamtpaket. Langweilig wird es uns dadurch definitiv nicht und wir können auch mal Entwicklungen nur für uns alleine machen. So schön wie es meisten ist, eine Ausbildung gemeinsam zu machen und eine Spearingspartnerin an der Seite zu haben, mit der man alle Inhalte explizit besprechen kann. So schön ist es auf der anderen Seite auch mal etwas nur für sich zu machen und, wenn überhaupt, am Ende die Erkenntnisse zu teilen.
Hier ergeben sich, ähnlich wie bei Punkt 7, dann auch wieder ganz neue Gespräche für unser Business und wir können unsere persönliche Magie wieder mehr zum Vorschein kommen lassen.
Fazit:
Eine Zusammenarbeit wird nicht unbedingt einfacher, wenn man auch noch so eng befreundet ist – aber es ist definitiv machbar. Wir sind das beste Beispiel dafür!
Für uns gar nicht mehr anders denkbar. Aber immer mit dem Blick auf verschiedene Aspekte: Wenn wir uns an einen gewisse Rahmen halten (individuell anpassbar, was für euch richtig ist), wenn klar ist wo es hingehen soll und wir uns aufeinander verlassen können.
Um zu vermeiden, dass es in Krisenzeiten dadurch doppelt hart wird, muss die interne Kommunikation funktionieren. Das beste Tool hierfür ist für uns immer wieder zusammen zu reflektieren und daraus zu lernen.
Dadurch sind wir im wahrsten Sinne #bettertogether